Mit dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) steht ein international anerkannter Standard zur Treibhausgasbilanzierung von Unternehmen und Organisationen zur Verfügung, den auch Kulturinstitutionen nutzen können. Das GHG Protocol definiert wesentliche Grundsätze zur Berechnung und Berichterstattung der Treibhausgasbilanz verschiedener Organisationen. Es bietet damit einen verlässlichen Rahmen, lässt für die spezifische Treibhausgasbilanz einzelner Organisationen jedoch weite Spielräume bei der Erfassung.
Bundeseinheitlicher Bilanzierungsstandard
Kultureinrichtungen stehen vor der praktischen Herausforderung, Bilanzierungsansätze und Systemgrenzen im Einzelfall für ihre Organisation festlegen zu müssen. Sie wünschen sich daher klare Regeln, mit denen sie die Emissionen ihrer Einrichtung mit überschaubarem Ressourceneinsatz bilanzieren können. Bislang individuell erstellte Klimabilanzen im Kulturbereich waren allerdings oftmals sehr zeitaufwändig und insgesamt weder einheitlich noch vergleichbar.
Expert*innengruppe
Vor diesem Hintergrund hat eine Gruppe von Expertinnen und Experten im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg in engem Austausch mit den zuständigen Gremien der Kulturministerkonferenz einen CO₂-Bilanzierungsstandard auf Basis des GHG Protocol erarbeitet.
In der Gruppe waren vertreten:
- Deutscher Museumsbund,
- Deutscher Bühnenverein,
- Deutscher Bibliotheksverband,
- Verband deutscher Archivarinnen und Archivare,
- unisono – Deutsche Musik- und Orchestervereinigung,
- Bundesverband Soziokultur,
- Kulturstiftung des Bundes,
- Projekt Elf zu Null der Hamburger Museen,
- Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg,
- KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH,
- Stadt Dresden,
- Stadt Leipzig,
- Arbeitskreis Green Shooting
- Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien
- und das Umweltbundesamt.
Der Prozess wurde moderiert von Jacob Bilabel (THEMA1 GmbH und Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit) sowie Stephan Schunkert (KlimAktiv gGmbH). Mit diesem Regelwerk können kleine wie große Kultureinrichtungen aller Sparten bundesweit ihre Klimabilanzen nach einheitlichen Vorgaben erstellen.
Klimabilanz für die Kultur
Der CO₂-Kulturstandard wurde in der Konferenz der Kulturministerinnen und Kulturminister und auch im Kulturpolitischen Spitzengespräch von Bund, Ländern und Kommunalen Spitzenverbänden am 11. Oktober 2023 beraten und seine Entwicklung begrüßt.
Er konkretisiert wesentliche Aspekte spezifisch für Kultureinrichtungen, insbesondere in Bezug auf die Systemgrenzen der CO₂-Bilanz. Der CO₂-Kulturstandard schafft die Voraussetzung, dass sich zukünftig nicht jede einzelne Kultureinrichtung mit der Frage auseinandersetzen muss, wie die CO₂-Bilanz aufgebaut sein soll, sondern sie erhält die Möglichkeit eines unkomplizierten Einstiegs in die Treibhausgasberechnung. Auch Programmiererinnen und Programmierer von Anwendungstools können auf den CO₂-Kulturstandard zurückgreifen und somit Tools mit vergleichbaren Ergebnissen entwerfen.
Kostenloses CO2 Tool für die Kultur
Um die Anwendung zu erleichtern, wurde auf Grundlage des CO₂-Kulturstandards ein Excel-Tool entwickelt, mit dem die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks für Kultureinrichtungen in Konformität zu dem Standard unmittelbar durchgeführt werden kann – der CO₂-Kulturrechner. Auch die jährlich zu aktualisierenden deutschen (!) Emissionsfaktoren, die für die standardkonforme Berechnung zu verwenden sind, werden in diesem Tool erfasst und sind darüber einsehbar. Das Tool bietet kleinen und großen Kultureinrichtungen bundesweit in allen Sparten einen schnellen Einstieg in die CO₂-Bilanzierung und ist auch ohne umfassende
Kenntnisse der Treibhausbilanzierung nutzbar. Es bildet die Voraussetzung zur Reduktion und Vermeidung von Treibhausgasemissionen in den Einrichtungen.
Das Excel-Tool gibt es in zwei Versionen. Version 1.0 ist für die Bilanzierung des Jahres 2022 geeignet und Version 1.1 für die Bilanzierung des Jahres 2023.
Begleitend wurde eine Anleitung zum CO₂ -Kulturrechner entwickelt. Diese unterstützt die Erstellung des CO₂-Fußabdrucks mit dem Excel-Tool und enthält auch ein Glossar der wichtigsten Begrifflichkeiten für die Treibhausgasbilanzierung
von Kultureinrichtungen. Neben dem vorliegenden Dokument
des CO₂-Kulturstandards kann der CO₂ -Kulturrechner zur Berechnung des CO₂-Fußabdrucks für Kultureinrichtungen wie auch die Anleitung (Anleitung) heruntergeladen werden.
Download des KBK und KBK+ Standards, des CO2 Tools und des Handbuchs hier: