-65% CO2 Emissionen in Kultur und Medien bis 2030
Das Sammeln und Verstehen von Kernindikatoren und Emissionsquellendaten für eine CO2 Bilanz sind wichtige erste Schritte in Richtung einer strategischen Auseinandersetzung mit der großen Herausforderung der Nachhaltigkeit. Die dringend benötigten Reduktionsanstrengungen werden nur in dem Umfang zum Erfolg führen können, in dem die Teilnehmenden beginnen zu verstehen, wo ihre größten Emissionsquellen aber auch Möglichkeiten zur Umsetzung von Reduktions-Maßnahmen liegen.
Nach dem englischen „What you measure you will manage” kann so die Grundlage für eine Richtungsänderung hin zu der Vision einer klimaneutralen Kultur und Medienlandschaft in Deutschland bis 2045 gelegt werden.
Um allen Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, an bereits Gelerntem zu partizipieren, selbst erhobene Daten mit anderen transparent vergleichen zu können und früh an dem Wissen der Pioniere in dem Gebiet teilhaben zu können, sollte ein Rechner zentral und kostenlos angeboten werden können.
Im Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien werden wir prüfen, ob und wie ein solches Angebot für den kulturellen Sektor in Deutschland geplant, umgesetzt und angeboten werden könnte. Dieser Rechner sollte zentral, kostenlos und sektorübergreifend für Kultur und Medien angeboten werden und praktikabel auch von passionierten Laien genutzt werden können.
Creative Green Tool des Arts Council UK
In Großbritannien arbeitet die Initiative Julie’s Bicycle seit über einem Jahrzehnt mit dem Arts Council England zusammen, um Umweltaktionen im gesamten Kunst- und Kultursektor zu inspirieren.
Diese Zusammenarbeit führte zu einer bahnbrechenden politischen Intervention im Jahr 2012, als der Arts Council als erstes kulturelles Gremium die Umweltberichterstattung und -politik zum Bestandteil der Finanzierungsvereinbarungen für nationale Portfolio-Organisationen machte. Gemeinsam haben diese mehr als 800 Organisationen den Energieverbrauch um 23% gesenkt und Einsparungen in Höhe von 16,5 Millionen Pfund Sterling erzielt.
Teil dieses Programms ist das Creative Green Tool, ein kostenloser CO2 Rechner, um die Umweltwirkungen von kulturellen Institutionen, Veranstaltungsorten, Büros, Tourneen, Produktionen, Veranstaltungen oder eines Festivals zu erfassen und zu verstehen.
CO2 Rechner für Kultur in Deutschland
Aber auch in Deutschland gibt es spannende Ansätze für Kultur und Medien in Teilbereichen des kulturellen Sektors. Erste Aktivitäten gab es dazu in den Bereichen Film und TV Produktion und Events.
Greenshooting CO2-Rechner für Film- und TV-Produktionen
Die Entwicklung des CO2-Rechners wurde von der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg beauftragt.
Die Entwicklung fand in Kooperation mit dem Südwestrundfunk (SWR) statt. Umgesetzt wurde das Angebot von der Firma klimaktiv.
Mit dem Greenshooting CO2-Rechner können mit wenigen Schritten der CO2-Fußabdruck einer Produktion berechnet werden. Durch das Erfassen von Informationen, die im Rahmen der Kalkulation für ein Filmprojekt erhoben wurden, lässt sich durch Eingabe in den Rechner der CO2-Fußabdruck berechnen. Nach dem Dreh können einfach auf Basis der kalkulierten Daten Istdaten erfasst und und in einem Bericht gegenüber gestellt werden.
Carbon Film Quote für Werbefilmproduktionen
Die Werbe- und Filmindustrie ist ein großer CO2-Verursacher und die energieintensivste Kreativbranche der Welt: Jedes Jahr werden weltweit über 11.000 TV-Spots gedreht. Das macht ca. 20.000 Drehtage, 30 Millionen Flugmeilen und ca. 1,6 Milliarden US Dollar.
Was bisher völlig außer Acht gelassen wurde, ist, dass dabei auch rund 200.000 Tonnen CO2 entstehen.
Der im Jahre 2021 von dem BBDO Werbeagentur Netzwerk zusammen mit dem Think Do Tank Thema1 entwickelte CARBON FILM QUOTE Rechner ist der weltweit erste TV-Werbebudgetkalkulator mit integriertem CO2-Rechner, der es der Werbebranche erstmals ermöglicht, die Umweltauswirkungen ihrer Produktion zu messen und CO2-effektivere und umweltfreundlichere Produktionen ohne Qualitätseinbußen zu planen.
Die Mobile App für den Privatgebrauch steht kostenlos im App Store zum Download zur Verfügung.
CO2-Rechner des Umweltbundesamtes
Für den privaten Gebrauch und die Berechnung der Emissionen der Bürger:innen bietet sich der CO2 Rechner des Umweltbundesesamtes an.
Der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes wurde von KlimAktiv in Zusammenarbeit mit dem ifeu Institut aktualisiert. Er erstellt nun mit dem CO2-Schnellcheck bereits in kurzer Zeit eine erste Schätzung der persönlichen CO2-Emissionen.
Fussabdruck von Events
Mit dem Event.Rechner der Aktionsnetzwerk Partnerin EnergieAgentur.NRW können die klimaschädlichen Emissionen von Veranstaltung kalkuliert, reduziert und kompensiert werden.
Zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines Events stehen zwei Rechner zur Verfügung. Der Quick-Rechner gibt Veranstaltern schnell eine grobe Einschätzung der CO2-Emissionen.
Nach kostenloser Registrierung kann der EVENT.rechner für eine detaillierte Berechnung verwendet werden. Dort können Berechnungen gespeichert und später weiter bearbeitet werden. Zusätzlich stehen Umwelt-Tipps zur weiteren Reduktion der Emissionen und praktische Ausfüllhilfen zur Verfügung. Das Ergebnis der Berechnung können als Übersicht im PDF-Format ausgeben werden.
Klimabilanz der Kultur
Um allen Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, an bereits Gelerntem zu partizipieren, selbst erhobene Daten mit anderen transparent vergleichen zu können und früh an dem Wissen der Pioniere in dem Gebiet teilhaben zu können, sollte ein Rechner zentral und kostenlos angeboten werden können.
Im Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien werden wir prüfen, ob und wie ein solches Angebot für den kulturellen Sektor in Deutschland geplant, umgesetzt und angeboten werden könnte. Dieser Rechner sollte zentral, kostenlos und sektorübergreifend für Kultur und Medien angeboten werden und praktikabel auch von passionierten Laien genutzt werden können.
65% Reduktion bis 2030
Deutschland hat sich vorgenommen, bis 2030 den Ausstoß an Klimagasen um 65% zu reduzieren. Dieses Ziel gilt seit Ende 2020 auch für alle europäischen Länder. Erreicht werden diese Ziele nur, wenn alle ihren Teil dazu beitragen. Dabei haben beispielhafte Aktionen relevanter kultureller Akteure Vorbildcharakter für die nötige Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Hier hat der kulturelle Sektor durch seinen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung eine große Mitverantwortung bei der Erreichung der vereinbarten CO2- Reduktionsziele.
Das Sammeln und Aufbereiten von klimarelevanten Daten ist ein wichtiger erster Schritt in Richtung eines strategischen Ansatzes für den kulturellen Sektor zur Erreichung der vereinbarten Klimaziele.
Aber viel wichtiger als „nur“ Datensammlung ist die Planung, Umsetzung und Evaluation von konkreten Maßnahmen zur Reduktion der Umweltwirkungen des Sektors. Denn nur wenn es uns gemeisnam gelingt, die Brücke vom Wissen zum Handeln zu bauen, werden wir diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung der Transformation des Sektors bewältigen können.
Das vorherrschende Narrativ des ‚Nachhaltigkeit bedeutet Verzicht & Verbot’ lähmt und verlangsamt dringend notwendige Entwicklungen. Hier gilt es heute mehr denn je, neue Erzählungen und Erlebnisse zu entwickeln, die die gesamte Gesellschaft in diese Generationenaufgabe mit einbeziehen und diese als bewältigbar erfahrbar machen. Der kulturelle Sektor kann dabei eine tragende Rolle spielen. Doch bis auf bei wenigen Pionieren fehlt in der Breite das notwendige Handlungs- und Erfahrungswissen, um konkrete, spartenübergreifende Ansätze zu Energie- und Ressourceneffizienz in der Kultur- und Medienlandschaft flächendeckend umzusetzen.
Ein zentraler Rechner könnte so als Baustein für diesen Prozess funktionieren. Denn nur so können wir die Frage beantworten: “ Wo steht der kulturelle Sektor auf dem Weg zu 65% Reduktion der Emissionen bis 2030?“