Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland – kurz: Bundeskunsthalle, ist eines der größten Ausstellungshäuser Deutschlands. Konzipiert zur Repräsentation der einstigen Bundeshauptstadt Bonn, fiel ihre Errichtung in die Zeit des Mauerfalls und der Wiedervereinigung. Die Bundeskunsthalle wurde 1992 eröffnet und etablierte sich als kultureller Leuchtturm im Westen.
Architektonisch präsentiert sich das Haus als monolithischer Block mit drei markanten Lichtkegeln auf dem Dach. Strenge Formen und spielerische Elemente prägen das gesamte Gebäude, das drei große und vier kleine Ausstellungsräume umschließt, die bei Bedarf miteinander verbunden werden können und insgesamt eine Fläche von 5515 m² haben. Das flexible Nutzungskonzept entspricht dem Haus, das selbst keine Sammlung besitzt und Ausstellungen unterschiedlicher Größe zeigt, die thematisch die gesamte Kulturgeschichte umfassen können: Von der Frühgeschichte bis zur zeitgenössischen Kunst, über Naturwissenschaften, angewandte Kunst und Gesellschaftspolitik. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das Dach, das die Ausstellungsfläche um 9215 m² vergrößert.
Die zweite Säule im Programm der Bundeskunsthalle sind Veranstaltungen (darstellende Künste, Musik, Film, Diskurs), für die das Forum mit bis zu 500 Sitzplätzen zur Verfügung steht.
Blick zurück, Blick nach vorn
Das Thema Nachhaltigkeit spielt im Programm der Bundeskunsthalle seit Beginn eine Rolle. Eine der Eröffnungsausstellungen der Bundeskunsthalle hieß Erdsicht – Global Change, sie widmete sich dem Klimawandel und der Entwicklung der Weltbevölkerung. Es folgten u. a. eine Ausstellung zu Biodiversität, Future Garden. Die gefährdeten Wiesen Europas, die Ausstellung Arktis – Antarktis und die Ausstellung Wetterbericht. Über Wetterkultur und Klimawissenschaft zur Weltklimakonferenz in Bonn. Auch in Veranstaltungen und Workshops kam das Thema Nachhaltigkeit vielfach zur Sprache.
Als Institution mit Publikumsverkehr hat die Bundeskunsthalle eine Vorbild-Funktion. Mit jeder Programmentscheidung setzt sie ein Thema auf die Agenda und lädt ihre Gäste ein, sich damit zu befassen. Auch künftig wird die Bundeskunsthalle Themen ins Programm nehmen, die sich explizit mit Aspekten der Nachhaltigkeit befassen, noch mehr als in der Vergangenheit wird sie jedoch ihr eigenes Tun nachhaltiger gestalten und nach außen sichtbar machen. Wenn es gelingt, den Besucher*innen Impulse zu geben, ihr eigenes Verhalten im Sinne der Nachhaltigkeit zu verändern, wird die Bundeskunsthalle ihrer Rolle als Bildungseinrichtung im besten Sinne gerecht.
Die Intendantin der Bundeskunsthalle, Eva Kraus, hat die Weiterbildung zur Transformationsmanager:in Nachhaltige Kultur absolviert und damit unterstrichen, welch hohen Stellenwert das Thema in der Geschäftsführung hat. Um Nachhaltigkeit als Strategie im Unternehmen zu verankern und zugleich das vorhandene Wissen zu nutzen, wurde eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit gegründet, in der nahezu alle Arbeitsbereiche vertreten sind. Alle Beschäftigten haben die Möglichkeit, Ideen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit einzubringen. Die Liste der Vorschläge ist allen zugänglich.
Erste Schritte zur Verbesserung der Betriebsökologie wurden umgesetzt: Seit 2016 nutzt die Bundeskunsthalle zu 100 Prozent Ökostrom. Die Innen- und Außenbeleuchtung wird seit 2019 auf LED-Technik umgerüstet. Beim Bau temporärer Architekturen werden Materialien zunehmend recycelt. Der Fuhrpark wurde auf ein Fahrzeug reduziert, das durch ein Elektroauto ersetzt werden wird. Teeküchen, Kopierräumen und Toiletten wurden mit Präsenzmeldern ausgestattet, die das Licht steuern. Die Warmwasserbereitung wurde von Warmwasserspeicher auf Durchlauferhitzer umgestellt. Die Heizungsanlage wurde so umgestellt, dass die Vorlauftemperatur für die Heizkörper in den Büros variabel gesenkt werden kann. Die Belüftung der Ausstellungsräume wurde durch eine bedarfsgerechte CO2-Steuerung der Luftwechselraten energetisch verbessert. Die Küchentechnik des Restaurants wurde auf energieeffiziente Geräte umgestellt. Der Wasserspender im Foyer, der ursprünglich mit Wechselbehältern aus Kunststoff betrieben wurde, wurde an die Wasserleitung der KAH angeschlossen. Die Gebäudereinigung erfolgt ausschließlich mit Reinigungsmitteln, die mit dem Umweltzeichen Blauer Engel zertifiziert sind. Als Druckerpapier wird ausschließlich zertifiziertes Recyclingpapier verwendet.
Zur systematischen Verbesserung der Betriebsökologie und Datenerfassung wird die Bundeskunsthalle mit Unterstützung des Aktionsnetzwerks und der Thema1 GmbH eine Klimabilanz erstellen und eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, bei welcher Stefanie Dowidat von der AG Nachhaltiges Ausstellen des Deutschen Museumbunds und zertifizierte Transformationsmanagerin Beihilfe leistet. Angestrebt werden ferner ein Bericht nach dem DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) und eine EMAS-Zertifizierung. Das Nachhaltigkeitsziel Hochwertige Bildung (SDG 4) ist der Kern der Arbeit der Bundeskunsthalle. Inklusion und Bildungsangebote für verschiedene Altersgruppen und Bedürfnisse spielen eine zentrale Rolle. Dazu zählen Führungen, Workshops, die Entwicklung inklusiver Angebote mit Fokusgruppen und Angebote in Leichter Sprache. Die Workshop-Mitarbeiter*innen werden in BNE geschult (Bildung für Nachhaltige Entwicklung). Im August 2022 startet die Bundeskunsthalle das auf zwei Jahre angelegte Outreach-Projekt Diversity Umbrella, mit dem sie in die Stadt hineinwirken und auch Nicht-Besucher*innen erreichen will. In einem ehemaligen Ladenlokal im Stadtteil Bad Godesberg wird eine gemeinschaftsstiftende Plattform zur interkulturellen Bildung, Verständigung und Kommunikation entstehen.
„Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Themen und eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Angesichts der Klimakrise ist es unsere Aufgabe die Arbeit der Bundeskunsthalle nachhaltiger zu gestalten und Wege aufzuzeigen, wie wir mit Ressourcen besser umgehen können. Als internationales Ausstellungshaus ist unser ökologischer Fußabdruck alarmierend groß und deshalb ist es essenziell, nach Wegen zu suchen, ihn zu reduzieren. Es ist die Summe aller 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die unsere Welt besser machen. Wir sind entschlossen, unseren Teil dazu beizutragen.“
Dr. Eva Kraus, Intendantin, und Oliver Hölken, Kaufmännischer Geschäftsführer der Bundeskunsthalle