Der 1889 gegründete Verein Beethoven-Haus Bonn gilt als das international führende Beethoven-Zentrum. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Beethovens Leben, Werk und Wirken lebendig zu halten. Zu der kulturellen Einrichtung gehört die weltweit bedeutendste Beethoven-Sammlung, das Museum in Beethovens Geburtshaus mit über 100.000 Besuchern pro Jahr, eine musikwissenschaftliche Forschungsabteilung nebst Bibliothek und Verlag sowie der Kammermusiksaal Hermann J. Abs. Getragen von rund 700 Freunden, Förderern und Mitgliedern aus über 20 Ländern, unterstützt von Bund, Land NRW, Landschaftsverband Rheinland und Bundesstadt Bonn, erfüllt das Beethoven-Haus einen kulturellen Auftrag von nationaler und internationaler Bedeutung. Präsident ist seit März 2020 der Geiger Daniel Hope. 2016 wurde unter dem Dach der Stiftung Beethoven-Haus die gemeinnützige Beethoven Jubiläums Gesellschaft gegründet, die die Koordination und Vermarktung von Beethovens 250. Geburtstag im Jahre 2020 verantwortete.
Beethoven ist als komponierender Mensch trotz seines Hörverlustes ein ermutigendes Beispiel für das menschliche Potenzial im Umgang mit widrigsten Umständen. Er liebte zudem die Natur und bezog aus seinen ausgedehnten Spaziergängen zahlreiche Impulse für sein Schaffen. Vor diesem Hintergrund hat sich das Beethoven-Haus 2020 auf Initiative seines Direktors Malte Boecker dazu entschlossen, Teil einer Bewegung für ein alternatives ethischeres und nachhaltigeres Wirtschaftssystem zu werden, indem es freiwillig eine erste Gemeinwohl-Bilanz erstellt hat. Der Gemeinwohl-Bericht wurde anhand von qualitativen und quantitativen Fragen innerhalb der einzelnen Themenfelder aus der Gemeinwohl-Matrix erstellt. Der Fokus dieser Matrix liegt vor allem auf sozialen und finanziellen Indikatoren. Zudem ist die Gemeinwohl-Bilanz der bislang einzige Standard, der es erlaubt, den positiven Beitrag von Dienstleistungen und Produkten für die Gesellschaft darzustellen. Dem Beethoven-Haus, das aufgrund seines Beitrags zum kulturellen und wissenschaftlichen Leben bereits als gemeinnützig anerkannt ist, kommt dies sehr entgegen. Die erste Gemeinwohl-Bilanz wurde für die Jahre 2020-2021 erstellt und 2023 veröffentlicht. 2025 soll die nächste Bilanz für die Jahre 2022-2023 folgen. Hier geht es zum GWÖ-Bericht 2020-2021.
Im Nachgang wurde eine Nachhaltigkeits-AG gegründet, in der sich etwa 20 Mitarbeitende gemeinsam mit dem Direktor mit der Auswertung der Gemeinwohl-Bilanz, der Identifikation von Handlungsfeldern und der Umsetzung von Verbesserungen befassen. Damit wird die Basis für die Erstellung der nachfolgenden Bilanz gelegt, in der das Beethoven-Haus eine höhere Bewertung und damit den Nachweis anstrebt, auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kultureinrichtung zu sein. Einbezogen in diese Prozesse ist Ursula Timmer-Fontani, die 2022 als Leiterin Unternehmenskommunikation die Weiterbildung des Aktionsnetzwerks/IHK Köln zur Transformationsmanagerin für nachhaltige Kultur absolviert hat, was von der Leitung des Beethoven-Hauses ausdrücklich gefördert wurde.
Bereits vor der Erstellung der Gemeinwohl-Bilanz wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht, die sich positiv auf den Energieverbrauch auswirkten, u.a. die Umrüstung der Gebäude und insbesondere des Kammermusiksaales auf LED-Technik sowie eine Erneuerung der Raumluft-technischen Anlagen in 2023, die auch einen deutlich reduzierten Energieverbrauch erwarten lässt. Darüber hinaus hat das Beethoven-Haus am SPRINT-Programm des Aktionsnetzwerks teilgenommen und ist mit der Umsetzung der Ergebnisse und Empfehlungen aus dieser Energieberatung befasst.
Neben der zentralen Aufgabe der deutlichen Verbesserung der eigenen CO2-Bilanz sieht sich das Beethoven-Haus seiner Vorbildfunktion verpflichtet und will als Kultureinrichtung mit den Besuchenden in einen Austausch kommen und Impulse in die Gesellschaft geben. So wurden inklusive Angebote für Besucherinnen und Besucher des Museums entwickelt und weitere Programme für verschiedene Altersgruppen und Bedürfnisse erarbeitet. Etwa das Projekt „Musik verbindet“, das von der BKM gefördert wird, und sich an Kinder und Jugendliche richtet, die sonst kaum einen Zugang zum Musizieren und zu klassischer Musik bekommen würden.
„Mit Beethoven als Leitstern unserer Arbeit setzen wir uns dafür ein, dass Klassische Musik in unserer Gesellschaft Menschen zusammen führt und begeistert. Beethovens Musik ist eine wichtige Säule unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Sie fördert immateriellen Konsum, einen wertschätzenden Umgang mit Vielfalt und die Hellhörigkeit angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit. Wir halten Musik für systemveränderungsrelevant und fordern: Wer eine nachhaltige Gesellschaft will, sollte das aktive Musikleben fördern, wo es nur geht.“
Malte Boecker