Mitten in Köln, zwischen Dom und Rhein, liegt das Museum Ludwig mit seiner charakteristischen roten Fassade und den silbergrauen Sheddächern. Darin verwahrt wird die umfangreichste Pop-Art-Kollektion Europas, die drittgrößte Picasso-Sammlung der Welt, eine der bedeutendsten Sammlungen zum deutschen Expressionismus, herausragende Werke der russischen Avantgarde und eine exzellente Sammlung zur Geschichte der Fotografie. Das Museum Ludwig besitzt heute eine der wichtigsten Sammlungen von Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts weltweit. Und dies verdankt sich, anders als höfische Sammlungen, dem außergewöhnlichen Engagement der Bürgerschaft.
Das Fundament für die Museumsgründung legte das Stifterpaar Peter und Irene Ludwig 1976 mit der Schenkung von 350 Werken moderner Kunst an die Stadt Köln. Die zunehmend globale Ausrichtung der stetig wachsenden Sammlung, mit künstlerischen Positionen aus Afrika, Asien und Lateinamerika stellt den klassischen Kanon in Frage und führt die Sammlung bis in eine Gegenwart, die vernetzter ist als je zuvor.
Klimaprojekte des Museum Ludwig
Wer das Intro der 80er-Jahre Kinderserie „Löwenzahn“ kennt, erinnert sich vielleicht an die Pflanzen, die lustig zur Musik aus dem Straßenpflaster aufschossen. Im selben Jahrzehnt wurde das Gebäude des Museum Ludwig errichtet und für die Architekten spielten Pflanzen auf und am Gebäude eine wichtige Rolle – es wurden Tröge in die Außenhaut des Gebäudes eingelassen, in denen Bäume und Lavendel wuchsen, zwischen den typisch roten Pflastersteinen sollte es grünen und tat es auch, inklusive Löwenzahn. Schlagworte der Zeit waren bekanntlich: saurer Regen, Waldsterben. Heute, angetrieben von Klimakrise und Artensterben, angetrieben aber auch von der Vision einer lebenswerteren Stadt, eines engagierten Museums, reaktivieren wir die Ursprungsidee und treiben sie in Absprache mit den Architekten weiter. Die Initiative dazu kam aus dem Team des Museum Ludwig. Erst fand sich ein Team zusammen, das sich die Begrünung der zuletzt ungenutzten Dachterrasse vornahm. Dem folgte das „Team Nachhaltigkeit“ mit dem Ziel, Klimaschutz am Museum konsequenter zu praktizieren. In den monatlichen Treffen wurde das Entsorgungssystem unter die Lupe genommen und überarbeitet, wurden neue Fahrradständer angeschafft, wurden erste Daten zu Erstellung einer Klimabilanz ermittelt, weiter in die Umrüstung auf LED investiert, die Umstellung auf 100% Ökostrom gefeiert und Kontakte geknüpft zu Menschen und Institutionen, von denen wir lernen wollen. Wir stehen noch am Anfang, lernen täglich dazu, aber erkennen als Museum und öffentliche Institution unsere ökologische und soziale Verantwortung. Natürlich haben wir das Klimaziel der Bundesregierung vor Augen, bis 2045 klimaneutral zu werden. Noch schöner aber wäre es, klimapositiv zu werden. Die Begrünung der Dachterrassen ist auf diesem hoffnungsfrohen Weg ein erster, sichtbarer Schritt. Sichtbar daran ist auch, dass wir ausgediente Transportkisten und Ausstellungsarchitektur verwenden, Recycling also. Bislang wurden gemeinsam mit Museumsbesucher*innen 48 Lavendel gepflanzt, unzählige Sedum-Setzlinge, ein Feigenbaum, ein Flieder, Thymian, Pfefferminze und Sukkulenten. Jetzt hören wir die Insekten, riechen den Lavendel und freuen uns über deutlich mehr Besucher*innen auf der Dachterrasse. Natürlich kompensiert ein Dachgarten nicht den CO2-Fußabdruck eines klimatisierten Gebäudes mit internationalen Leihgaben – daran arbeiten wir noch. Aber er macht sichtbar, wie die Lebensqualität wächst und die Sinne wacher werden, je „grüner“ das Museum ist. Und er ist zum Ort geworden, über den Klimawandel zu sprechen, Visionen auszumalen und Aktionen zu planen.
Impuls beim Forum Betriebsökologie 2022: Nachhaltigkeitsstrategie Museum Ludwig
„Als Museum haben wir den Raum und die kreative Kompetenz, Dinge sichtbar zu machen. Die Klimakrise hat jetzt schon dramatische Folgen; was können wir dem entgegensetzen? Wir können unsere Klimabilanz verbessern und tun das auch. Wir können und wollen darüber hinaus aber auch Raum bieten für die Vision einer klimagerechten Zukunft. Auf die freuen wir uns jetzt schon!“
Dr. Yilmaz Dziewior, Direktor, Museum Ludwig